München – Theaterfabrik

Krass, heute ist es so weit. Release Show in München. Der Vorverkauf läuft schleppend. Hinzu gesellt sich ein flaues Magengefühl zum gestrigen Zoff in Regensburg. Die halbe Band leidet unter Fieber. Mist – ich hab Bammel! „Wolln‘ erstmal Tee machen“ – sagt Sven Regener – Recht hat er!
Ich freue mich auf Martin. Er hat unsere ersten vier Alben produziert und kümmert sich heute Abend um den Sound. Seine U-Bahn streikt, also hole ich ihn mit dem VW-Bus ab und wir fahren gemeinsam zur Theaterfabrik. Der PA-Aufbau der Tontechnik-Firma läuft professionell und ruhig – etwas zu ruhig für unsere Vorstellungen.
Als wir endlich mit dem Soundcheck loslegen, denken meine Freunde das erste Mal an das Konzert: Whatsapp-Terror! Zwischen G-Dur und A-Moll kommen Fragen wie „Wann geht’s los, Alter?“ oder „Gibt’s da Bier?“. Ich beantworte alles mit der Geduld eines SMS-Stoikers und bitte Martin um etwas mehr Mandoline auf Elenas Monitorbox. Männer sind eben doch multitasking-fähig.
Während Martin und ich das Kabel-Gewirr kontrollieren, wieseln die Anderen in der Halle. Katrin deckt das Catering Backstage, Felix managt Gästeliste und Aftershow-Party, Daniel und Zoja bauen den Merch-Stand auf, Chrissy fotografiert wie eine Wilde, Elena und Flo kümmern sich um Stage-Design und Licht. Ich stehe auf der leeren Bühne und könnte heulen: Mit was für unglaublich kreativen, liebevollen, Vorwärts-Menschen darf ich meine Zeit auf der Erde eigentlich verbringen? Dieser Tag wird gut!
Und dann – dann gehen die Türen auf und mich haut’s von den Socken. Unglaublich, wer da alles kommt. Fans, Freunde – und ein paar Menschen, mit denen ich niemals gerechnet hätte.
Otto (Schellinger) eröffnet den Abend. Leider ist das Interesse des Publikums noch mehr bei sich selbst. Es stimmt mich ein wenig traurig, denn Otto und Chris sind richtig gut. Als Triska spielen, vergesse ich zwischenzeitlich, dass ich auch noch auf die Bühne muss. Fuck – jetzt geht’s los.
Wir treffen uns backstage. Eine kleine Diskussion über den Ablauf, dann schlüpfen wir in Elenas Stage-Outfits und das Licht auf der Bühne geht aus – Pause. Meine Oberschenkel zittern. Wir hören die Stille im Publikum und umarmen uns. Chris gibt das Kommando: „Los geht’s!“
Es fällt mir schwer, den Ablauf wiederzugeben. Absoluter Vollrausch. Anfangs pfeift es noch auf der Bühne. Katrin lächelt es weg und spielt irgendwie und souverän weiter. Markus, Thomas und Letty kommen nach und nach auf die Bühne. Andy wird gefeiert wie ein verlorener Sohn. Ich tanze mit Chris und Gregor als wäre ich selbst der Teufel. Elena lächelt und groovt. Katrin trifft jeden ihrer abermillionen Töne. Mann, sind die Mädels sexy. Als mir der erste Schweiß über die Augenbrauen schwappt, nehme ich mir eine Sekunde Zeit, um mein Leben zu genießen. Flo dreht die Scheinwerfer auf das Publikum und ich realisiere, wie viele Menschen uns zu pfeifen, klatschen und singen. Jetzt wäre ein guter Moment zum Sterben.
Die Aftershow-Party scheppert. Gin-Tonic-Leuchten im Neonlicht. Daniel und Felix spielen Sixties-Platten bis zur Dämmerung. Eine Plattenspielernadel bricht und die Jungs beginnen mit Burger-DJ-ing. Felix hebt die verbliebene Nadel, Daniel schleudert die nächste Scheibe auf den Grill. Buff – Led Zeppelin.
Katrin fährt den Bus quer durch München in die WG. Zu viert sitzen wir am Esstisch. Wir hören Elbow in der Morgensonne und glotzen blöd.
Was für n Tag.