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Atlantis
Die dritte THE MOONBAND-Scheibe ist ihre bisher stärkste und vermittelt dem um die Gruppe wissenden Hörer ein vertrautes Gefühl: Eigenständigkeit ist Trumpf auf „Atlantis“, einer herzlichen und bisweilen fast zu Tränen rührenden Reise in die Möglichkeiten akustischer „Rock“-Musik.
Dabei zeigen sich die Musiker eigentlich häufig von ihrer heiteren Seite, verflachen aber natürlich zu keiner Zeit, sondern bleiben immerzu unvorhersehbar ohne zwanghafte Störrischkeit. Der betörende Harmoniegesang erinnert an die Isländer ÁRSTÍÐIR, wiewohl man nordische Folklore vielleicht vom Programm der Süddeutschen ausnehmen sollte. Ansonsten vereinen THE MOONBAND musikalische Traditionen rund um die Welt, ob britisch („Coral Strand Lane“) oder auch und vor allem amerikanisch, wobei sie sich längst von Vorbildern gelöst haben und viel, viel stärker aufspielen als all die US-Wüstenfüchse und Sumpffranzen im Verbund.
Virtuos wie rhythmisch ausgefeilt (höre das Instrumental „10000 Voices“) beeindruckt „Atlantis“ umso mehr, da es live im Bayrischen Wald aufgenommen und wunderbar dynamisch produziert wurde. Das passt ideal zu den wandlungsfähigen Kompositionen der Band, beispielsweise „Ivy In Your Garden“ das vom Singer-Songwriter-Stück zum lockeren Duett mutiert, und reduzierte Parts wie in „Fog Horn“ funktionieren ebenso gut wie das kräftige „Joe Stack“ mit Bouzouki sowie das tänzerisch enthusiastische „Marta Says“.
Hinhörer sind allerdings „Joe Stack“ – die Texte von THE MOONBAND gehören generell gelesen – und das sehnsüchtig gebrochene „Sparrow’s Wings“ als I-Tüpfelchen auf einem der musikalischen Höhepunkte des noch jungen Jahres.
FAZIT: Man kann und will das Wörtchen Americana nicht mehr in den Mund nehmen für die Musik von THE MOONBAND. „Atlantis“ ist vor allem eines – ureigener Ausdruck und Konglomerat spielstark inszenierter Folklore vor einer rockigen Kulisse, ersonnen von Fortschrittsdenkern. Diesen Musikern gehört die Welt, die Yankees verziehen sich zurück hinter ihre Kakteen.
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