Das „Kreuz“ in Obermarchtal ist ein Ort bei Ulm, den man über ein einstündiges Landstraßen-Gegurke erreicht. Macht nichts. Das Wetter ist irisch schön und Felix gibt mir eine Einführung in das Werk von Olli Schulz. Manche Texte hauen mich echt vom Hocker. Als wir mit dem Bus ankommen, ist der Caddy schon seit einer Weile vor Ort. Team Travelparty kennt bereits alle Neuigkeiten aus dem Dorf. Wer wen heute geheiratet hat, wie die Verwandschaftsverhältnisse sind und woran der Schwiegervater gestorben ist. Im „Kreuz“ läuft noch Bundesliga und Katrin und Gregor haben sich offensichtlich von einem Fußballfan die Backe vollquatschen lassen. Auf das Konzert wollte er dennoch nicht kommen – er habe ja schließlich bereits die dritte Frau. Das ergibt Sinn. Jetzt verstehe ich auch, weshalb in Obermarchtal kaum jemand zu Konzerten kommt.
Nach einem reibungslosen Soundcheck (wir haben unsere eigene Anlage dabei) gibt es ein gutes und deftiges Abendessen. Auf Gregors Frage, wie man das Gericht wohl nennen würde, bekommt er vom Koch die Antwort: Kartoffeln mit Möhren und Fleisch. Geiler Typ, denk ich mir. Überhaupt ist der Koch nicht auf den Mund gefallen. Wir wechseln ein paar nette Sätze beim Rauchen. Aber Gregor, das Smalltalk-Talent, setzt noch einen drauf – jetzt quatschen die zwei über Imkerei. Vollprofis.
Nach dem zweiten Song erzähle ich irgendwas über unser Instrumentarium. Ob das auch auf Schwäbisch ginge, rülpst es von zwei Typen an der Bar, von denen wir bislang nur ihre Stiernacken bewundern durften. Ich gebe ihnen ein kurzes Beispiel, wie meine Ansagen auf Bayerisch klingen und dass ich es deshalb heute Abend, zu Verständigungszwecken, vorziehen würde, Hochdeutsch zu sprechen. Die zwei Prolls verlassen die Wirtschaft und das Konzert bekommt eine angenehme Wendung. Den anwesenden Gästen scheint es dann doch zu gefallen. Eine Gruppe Mädels schwingt sogar das Tanzbein. Mein übliches halbphilosophisches Gefasel über Solipsismus erspare ich dem Publikum trotzdem.
Heute Nacht geht es wieder nach Hause nach München. Felix fährt uns bei Bob Dylan durch die wetterleuchtende Nacht.