The Folky Side Of Town Festival – München Lustspielhaus, January 2018
St. Jacobi Kirche – Schönebeck / Elbe, October 2017
Groove Station – Dresden, October 2017
Stadttheater – Landsberg, September 2017
Theatron Musiksommer – München, August 2017
Ingelheim – Eurofolkfestival
Es ist ein Arbeits-Freitag und wir müssen das Festival in Ingelheim erreichen, bevor Schnaps im Silbersee spielt! Ich würde es mir nicht verzeihen, Melvin zu verpassen. Nicht, weil es sich gehört, bei Freunden vor der Bühne Präsenz zu zeigen, sondern – ganz klar – aus egoistischen, genusssüchtigen Gründen: Ich mag Melvins als Quatsch verpackten Tiefgang und ich freue mich auf die Liedermachergitarren.
Die Planungen erreichen an diesem Wochenende jedoch ein bislang unerreichtes Maß an Komplexität und das fristgerechte Erscheinen der gesamten Travelparty wird zur logistischen Meisterleistung. Eine jeweils ungerade Anzahl an Musikern plus Partnern, Freunden und ggf. Kindern muss zu jeweils unterschiedlichen Ankunfts- und Abreisetagen, auf eine jeweils gerade Anzahl Hotelzimmer oder Campingplätze mit einer unbestimmten Menge Autos abgeglichen werden. Je KFZ bestehen individuelle Kapazitäten bezüglich Personen- und Gepäckzulast. Gewisse Objekte, wie kaltes Bier oder Gitarren, dürfen das Festival nicht zu früh oder zu spät erreichen und beeinflussen rekursiv die Anzahl der Gaskocher und Schlafsäcke. Falls es außerdem zum Frühstück für mich keinen Darjeeling-Tee geben sollte, werde ich persönlich jemanden umbringen! Mit meinem Micky-Maus-Camping-Teelöffel!
Arme Anna-Lena. Unsere Fotografin ist Mit-Organisatorin vom Eurofolk und – natürlich – für unseren Hühnerhaufen zuständig. Die Sache wird für sie nicht einfacher, als sie erfährt, dass unsere Hotelzimmer am Freitag Abend spontan von den ehrwürdigen Tanahill Weavers belegt werden. Ollo, ebenfalls Organisator, springt ein und nimmt Elena, Katrin und mich am Freitag Abend bei seiner Familie auf.
Es grenzt an ein Wunder, dass wir den Burghof, in dem sich die Liedermacherbühne befindet, sogar vor Beginn des Soundchecks erreichen. Für diese Pünktlichkeit werden wir mit einem übernatürlichen Erlebnis belohnt. Zum Soundcheck von Schnaps im Silbersee singt Melvin allen Ernstes »The Hiker«. Das wirbelt mich kurz, aber heftig durch die Brandung des Realitäts-Stroms: Mein Hirn hört einem Freund zu, der einen Song spielt, den ich vor zehn Jahre geschrieben habe, der davon handelt, dass das Ende des Universums der Beginn der eigenen Seele ist. Melvin du Loop-Arsch! Und Vielen Dank. Es fühlt sich toll an, eine wunderschöne Cover-Version des eigenen Songs zu hören.
Das eigentliche Konzert beamt uns alle vom Alltagsirsinn in den Festival-Modus. Der Stress der letzten Tage ist wie weggeblasen und ein Lach-Flash folgt dem Nächsten. Die drei Musiker bekommen auch das Nachmittags-Schneidersitz-Publikum in Bewegung. Mega Bühnenpräsenz. Umso bewundernswerter, als wir anschließend erfahren, daß der Monitorsound alles andere als ideal war. The Moonband steht erst am Samstag auf der Bühne und so nutzen Melvin und ich den restlichen Abend, um plappernd über das Festival zu hopsen. Leider sehen wir uns viel zu selten. Schön, dass uns die Musik doch immer wieder einander in die Arme treibt. Irgendwann, mitten in einer philosophischen Grundsatzdiskussion, beschließt Melvin, mit meinem letzten Zwanni, frisches Bier für uns zu holen. Fehler! Ich verliere ihn in der Menge. Man kennt das aus Horrorfilmen: Wenn sich zwei Menschen gleichzeitig suchen, werden beide vom Monster gefressen. Also bleibe ich brav am vereinbarten Treffpunkt und recke meinen Kopf über das Publikum, während ich langsam in der Festivalsonne verdurste. Nach etwa einer Stunde gebe ich auf. Dehydriert und pleite schleppe ich mich zum Getränkestand. Als ich mich in die schier endlose Reihe einordne, stelle ich verwundert fest, dass der Spaßvogel jetzt hinter der Bar steht und ausschenkt. What the…?
Dieses Bier geht auf ihn und der Abend endet in einer Session an der Burgmauer. Es get lustig zur Sache. Judith, die Violinistin der Schnäpse, entpuppt sich als Multitalent. Es fällt ihr nicht besonders schwer, uns für ein paar Songs zu begleiten. Als sich dann eine Gruppe Musiker aus dem arabischen Raum hinzugesellt und sich ihre Geige ausleiht, schnappt sie sich kurzerhand ein Akkordeon und jammed selbstverständlich mit. Oberhammer! Die Konversation hakt, aber das Musizieren fließt, dank Judith. Unseren CDU/CSU-Pappenheimern sollte mal einer erklären, dass es für ein Zusammenspiel ein paar mehr Halbtöne braucht, als die, die unser westliches Harmonieverständnis bietet. Umfangreicher Musikunterricht wäre ein Lösungsansatz.
Am Samstag auf der Bühne stelle ich fest, dass ich, vermutlich wegen Organisations-Unübersicht, unseren Kabelkoffer zu Hause vergessen habe. Diese Schludrigkeit ärgert mich. Ich könnte mich ohrfeigen und verkabele unsere Floor Boards mit Kabelresten der Bühnentechniker. Folkband hin oder her – vor 300 Menschen ohne Kabel zu spielen, ist wie ein Freibadkiosk ohne Pommes. Die Freude, in Ingelheim zu spielen, lassen wir uns trotzdem nicht nehmen. Es läuft gut und der Monitorsound ist bombastisch. Wie bereits vor einigen Jahren wird unser Konzert abrupt unterbrochen. Wir spielen etwa unseren fünften Song, als ein ohrenbetäubendes Läuten einsetzt. Der Kirchturm der Burgkirche hat Stuhlgang. Gegen Gottes Gebimmel hat keine P.A. der Welt eine Chance. Ich nutze die Pause für ein atheistisches Plädoyer und bin voll in meinem Element. Eine Riesengaudi. Die folgende Nacht wird ähnlich gefeiert wie die Letzte. Von unserer Wagenburg, ein wenig oberhalb des Areals, verfolgen wir den Headliner. Eine Pop-Folk-Funk-Hip-Hop-Metall-Jazz-Druidenband. Wir haben Spaß.
Nach einer großen Verabschiedungsrunde verlassen wir am Sonntag Vormittag das Ingelheimer Eurofolkfestival 2017. Katrin cruised den Bus durch die Altstadt. Ich hänge meine Festivalzehen aus dem Fenster in den Sonnenwind und schlürfe, ohne Mordlust, einen lauwarmen Club Mate.
"TOUR" Day 12 – Open (H)air Festival Nandlstadt, June 2017
Darmstadt – Goldene Krone
Heute spielen wir in der „Goldenen Krone“ zu Darmstadt. Ich möchte fair sein mit Darmstadt: Laut Wikipedia ist der ethymologische Ursprung des Stadtnamens nicht geklärt.
Wären die Typen, die wir hinter der Bar antreffen, die Gründungsväter dieser ehrwürdigen Stadt, so wüsste ich, woher der Name kommt. Die geringe Design-Bildung, die diesen beiden Herren in ihrer Jugend zuteil wurde, lässt sich an ihren Tatoos ablesen. Die supercoole Sportbrille will der Dicke auch nicht abnehmen, als Elena ihn herzlich um die nötigsten Infos bittet. Rakete:„Hi, wir sind die Moonband.“ Barmann: „Aha“. Rakete:„Wir spielen heute.“ Barmann:„…“ Rakete:„Kannst du uns sagen, wo die Bühne ist?“ Barmann:„Da“ – er zeigt lässig mit dem Daumen auf sein Ohrläppchen.
Mir geht dieser Sonnenbrillen-Rocker-Arsch auf den Sack und ich stelle ihm ein paar knifflige Frage zu Technik und Ablauf. Das Gespräch wird etwas weniger obercool, dennoch nicht besonders aufschlussreich. Ich ekele mich vor meiner eigenen Arroganz, aber diesen frauenfeindlichen Dumpfdeppen will ich heute nicht mehr in meiner Seele haben. Wir verlassen den Club, um auszuladen und ich höre, wie der dünne Tattoo-Schwachkopf den dicken fragt: „Hey, wie heißt die Band? Se Hellbänd?“
Wir versuchen, den Bus zur „Goldenen Krone“ zu navigieren. Einziges Problem: Das Zentrum, in dem sich zufällig auch der Club befindet, ist wegen des sogenannten Schlossgrabenfestes gesperrt. Natürlich haben wir keine Zufahrtsgenehmigung, denn – wir spielen ja nicht auf der supertollen Sparkassen-Bühne.
Also fahre ich mit selbstbewusster Geschwindigkeit auf den Absperrwächter zu. Zum Zeichen meiner Männlichkeit lehne ich sogar meinen Ellbogen aus dem Fenster. Diesem Ober-Nerd in Leuchtweste ist mit Blutsbruderschaft jedoch leider nicht beizukommen. Endlose Diskussionen. Hinter uns hupen bereits Polizei und Prossecco-Zulieferer. „Ihr müsst hier weg!“, sagt die nervöse Leuchtweste.
Katrin ist sichtlich genervt von Darmstädter Männern mit Sonnenbrille und brüllt aus der hinteren Sitzreihe: „Dann lass uns durch!“. Wirkung. Wir können fahren.
Es gibt drei Getränkemarken für jeden. Drei Getränke, um – nach dem Aufbau – zwei weitere Stunden zu warten, bis das Pokalspiel Dortmund – Frankfurt sein vorhersehbares Ende nimmt. Kurz vor Mitternacht beginnen wir endlich, Musik zu machen. Musik machen ist eine Belohnung. Es ist ohnehin die zweitbeste Tätigkeit des Universums. Erstaunlicherweise füllt sich der Raum Song um Song mit Menschen. Manche tanzen, grölen und jubeln. Manche hören verwundert auf die Töne einer ihnen unbekannten Band. Nach zehn Jahren Moonband überrascht es mich immer noch, wie überrascht manche Menschen von uns sind. Das erste mal am heutigen Tag bekommen wir liebevolle Sätze zu hören.
Ich kaufe mir ein Bier an der Theke und genieße eine Zigarette auf der Straße. Betrunkene sind hier nicht anders als in München. Das Konzert und die Nacht stimmen mich ein wenig milder und ich vergesse meinen Zynismus. Wie froh bin ich, dass wir The Moonband aus Munich sind – und nicht se Hellbänd aus Rectumtown.
Den folgenden Sonntag verbringen wir am See. Im Mückensurren stapfen wir den Feldweg nach Hause zu Elena und Daniel. Andrea empfängt uns mit Eiskaffee. Der Abend wird dunkler, wir zünden ein Feuer an und holen die Klampfen aus dem Bus. Ein paar Textzeilen fallen mir und Katrin nicht mehr ein. Macht nichts – Zoja, Andrea, Daniel und Elena summen mit.
Kusel – Schalander
Keine Tankstelle gleicht einer anderen. Es gibt Tankstellen, an denen man immer wieder hält. Tankstellen, ab denen man nicht mehr weit zu fahren hat. Es gibt Tankstellen mit lustiger, sinnfreier Verkehrsplanung und Tankstellen in Avantgarde-Architektur. Selbst die Franchise-Modelle der Großkonzerne können die tolpatschige, individuelle Rauheit von Tankstellen nicht kontrollieren. Das freut mich.
Die Tankstelle, an der wir auf dem Weg nach Kusel anhalten, irgendwo im Norden von Baden-Württemberg, hat auch etwas Besonderes – nur weiß ich noch nicht, was. Bullenheiß ist es, das Land auf beiden Seiten der Autobahn ist flach, weit und grün. Das Rauschen der Straße verschwindet in einer warmen Brise. Die Band flip-flopt, vom Winde verweht, zwischen Toilette und Stieleis-Kühlfach umher.
Ich schließe den Tankdeckel und vor mir steht Daniel mit dem Blick eines Allwissenden. Ich weiß, dass er weiß, dass ich gerade über Tankstellen nachdenke und ahne, dass jetzt etwas kommt, was ich noch nicht weiß: „Die Tanke hat was von ’ner alten Grenze in den Osten.“ Und weiter: „Als ob wir nach Kroatien in‘ Urlaub fahren.“ Richtig! Der verdammte Architekt ist verflixt schnell mit solchen Beobachtungen. Diese Tankstelle ist viel zu weitläufig für einen einzigen VW-Bus. Wieso schreibt der Mann eigentlich keine Songs?
Das „Schalander“ in Kusel ist die alte Wirtschaft einer stillgelegten Brauerei. Es gibt zwei Plattenspieler hinter der Theke. Charmant. Die Anlage steht bereits halb aufgebaut im Raum. Andreas, der Veranstalter, hat das Kabelwirrwarr zwar irgendwie liegen lassen, aber – damit können wir arbeiten.
Zum Konzert erscheinen etwa zwanzig Live-Konzert-Abonnement-Gäste. Während ich singe, stelle ich eine kurze Rechnung auf: 6 Stunden Fahrt hin und 5 Stunden Fahrt zurück, ergibt 11 Stunden. Hinzu kommen etwa 4 Stunden Aufbau und Konzert – also 15 Stunden. Multiplizieren wir das mit 6, denn heute sind wir (inklusive Daniel) NUR zu sechst, ergibt das 90 Stunden. Würde man das in Arbeitswochen ausdrücken, so wäre das Ergebnis, je nach Pensum, etwa 2 Wochen. Scheiß Rechnung – denk ich mir – und singe etwas lauter, damit ich mich mehr singen hören als rechnen fühlen kann. Egal, wir spielen für 20 Menschen, denen es sichtlich gefällt.
Chris drückt die Karre zurück durch die pechschwarze Nacht. Irgendwo bei Karlsruhe ergibt sich eine seltsamen Situation: Als drittes Auto stehen wir hinter zwei planlosen LKWs im Mini-Stau. Dann geht es langsam weiter und wir passieren eine improvisierten Absperrung. Zunächst sehen wir reflektierendes Blaulicht, dann menschliche Silhouetten. Plötzlich wird es heiß und hell im Bus: ein völlig zerstörtes Autogerippe brennt lichterloh auf dem Seitenstreifen. Chris gibt wieder Gas. Nach einer Weile, und ungewohnt unsicher, bricht Elena das Schweigen: „Ich dachte, sowas geht nur in Hollywood.“ Sehr gut zusammengefasst. Alle hoffen, dass nur das Auto gebrannt hat.
Vögel bezwitschern die ersten Jogger in München, als Katrin, Chris und ich die Reisereste aus dem Bus räumen. Zwei Wochen Arbeit in einer Nacht. Tiefschlaf.
Bergen – Ladenbergen
Wir treffen uns um 15.00 Uhr an der Theaterfabrik. Dort haben wir nach dem gestrigen Release-Konzert das Equipment gebunkert. Heisst: 13.00 Uhr aufstehen – Tee trinken – weiter geht’s nach Ladenbergen. Alle sind übernächtigt. Es gibt einen Witz über meine Berufsgruppe, aus meinem anderen Leben: »Wieso stehen Designer um sieben Uhr auf? Weil um acht die Läden schließen.« Guter Witz. Kein Wunder, dass mir die Umstellung jetzt schwer fällt. Draußen ist es immer noch hell.
Auf dem Parkplatz der Theaterfabrik beginnt ein lustiges Dinge-Verschieben-Spiel zwischen vier Autos. Ziel des Spiels ist es, nur Dinge mit zu nehmen, welche zum Musik machen dringend nötig sind. Gewinner ist, wer alles nötige in ein Auto laden kann, ohne dabei einen Musiker zurück zu lassen. Partyreste, Pfandflaschen, blödsinnige Bühnenaccessoires und Daniels DJ-Equipment müssen in den Autos verstaut werden, die nicht zum Konzert fahren. Jeder Mitspieler kann taktisch klug agieren, indem er, zu einem wahllosen Zeitpunkt, ruft: „Heute fahren wir mit meinem Auto!“ Außerdem gibt es Spezialkarten, wie beispielsweise: „Oh fuck – der Kontrabass! Passt der bei dir rein?“
Die Laune auf der Fahrt ist überragend gut. Eine Art Kater-Galgen-Humor, gemischt mit den überwältigenden Gefühlen zum gestrigen Abend. Jemand legt „The War on Drugs“ auf und wir düsen den Irschenberg runter, an Rosenheim vorbei, ins Chiemgau.
Dann passieren wir ein gelbes Schild „Bergen“ – und – sind etwas irritiert über den Ortsnamen. Spielen wir in Bergen oder in Ladenbergen? Haben wir bei Google-Maps alles richtig eingegeben? Gibt es ein Ladenbergen an der Nordsee? Wo sind wir?
Würde der Laden „der“ oder „das“ Ladenbergen oder von mir aus „Laden bei den Bergen in Bergen“ heissen, dann käme mein Sprachzentrum damit irgendwie zurecht. Nein – der Laden in Bergen heisst einfach nur „Ladenbergen“ und befindet sich in der Kurve des Dorfplatzes, eines bayerischen Dorfes namens Bergen. Und – Ladenbergen ist der lässigste Ort im Chiemgau.
Einige Gäste machen sich einen schönen Nachmittag. Weißweinprobe im Plattenladen in der Dorfkurve. Absurd kultivierte Szene im Function-Wear-Voralpenland. Wir parken unterm Maibaum und laden die Gitarren aus. Andi, Besitzer des „Ladenbergen“, wuselt mit Sonnenschein-Ruhe durch das Geschehen und managt gleichzeitig Cappuccino für die Band, Bio-Weißwein und telefonische Reservierungen für das Konzert. Jede Reservierung wird liebevoll mit Vornamen auf die Stühle gepinnt. Rakete und ich freuen uns über den Soundcheck: Gestern Bumms über die Tausendwatt-Anlage – heute Mini-Version auf drei Quadratmetern vorm Vinyl-Regal. Es klingt super und es wird noch besser.
Wir spielen das musikalisch präziseste Konzert dieses Albums. Mein Plektron ist nur einen Nanometer von den Gitarrensaiten entfernt, als ich schon die Luftverdrängung zwischen Elenas Drumstick und ihrem Snarefell spüre. Jedes Haar meiner Gänsehaut kratzt an meinem Hemd, wenn Chris‘ und Katrins Stimmen den Raum zum Schwingen bringen. Das Publikum lauscht, ist mucksmäuschen-still, beginnt dann vorsichtig mit zu klatschen und rastet zur Zugabe völlig aus. Standing Ovations. Sowas haben wir noch nicht erlebt!
Wir quasseln noch lange und herzlich mit den Gästen. Als wir aufbrechen, gibt uns Andi noch Tabak, Bier und einen Pianoständer mit auf den Weg. Den hatte Chris vor einem halben Jahr auf dem Chiemsee-Summer-Festival vergessen. Andi hatte ihn die ganze Zeit für uns aufbewahrt.
Auf der Autobahn drehe ich für Katrin eine Zigarette. Sie schaltet einen Gang runter und überholt einen LKW. Der Fahrtwind weht ihre Glut aus dem Fenster durch die Nacht, Richtung Ladenbergen. Sie denkt eine Sekunde nach, lächelt und sagt: „Wie der Wirt, so die Gäste“.
München – Theaterfabrik
Krass, heute ist es so weit. Release Show in München. Der Vorverkauf läuft schleppend. Hinzu gesellt sich ein flaues Magengefühl zum gestrigen Zoff in Regensburg. Die halbe Band leidet unter Fieber. Mist – ich hab Bammel! „Wolln‘ erstmal Tee machen“ – sagt Sven Regener – Recht hat er!
Ich freue mich auf Martin. Er hat unsere ersten vier Alben produziert und kümmert sich heute Abend um den Sound. Seine U-Bahn streikt, also hole ich ihn mit dem VW-Bus ab und wir fahren gemeinsam zur Theaterfabrik. Der PA-Aufbau der Tontechnik-Firma läuft professionell und ruhig – etwas zu ruhig für unsere Vorstellungen.
Als wir endlich mit dem Soundcheck loslegen, denken meine Freunde das erste Mal an das Konzert: Whatsapp-Terror! Zwischen G-Dur und A-Moll kommen Fragen wie „Wann geht’s los, Alter?“ oder „Gibt’s da Bier?“. Ich beantworte alles mit der Geduld eines SMS-Stoikers und bitte Martin um etwas mehr Mandoline auf Elenas Monitorbox. Männer sind eben doch multitasking-fähig.
Während Martin und ich das Kabel-Gewirr kontrollieren, wieseln die Anderen in der Halle. Katrin deckt das Catering Backstage, Felix managt Gästeliste und Aftershow-Party, Daniel und Zoja bauen den Merch-Stand auf, Chrissy fotografiert wie eine Wilde, Elena und Flo kümmern sich um Stage-Design und Licht. Ich stehe auf der leeren Bühne und könnte heulen: Mit was für unglaublich kreativen, liebevollen, Vorwärts-Menschen darf ich meine Zeit auf der Erde eigentlich verbringen? Dieser Tag wird gut!
Und dann – dann gehen die Türen auf und mich haut’s von den Socken. Unglaublich, wer da alles kommt. Fans, Freunde – und ein paar Menschen, mit denen ich niemals gerechnet hätte.
Otto (Schellinger) eröffnet den Abend. Leider ist das Interesse des Publikums noch mehr bei sich selbst. Es stimmt mich ein wenig traurig, denn Otto und Chris sind richtig gut. Als Triska spielen, vergesse ich zwischenzeitlich, dass ich auch noch auf die Bühne muss. Fuck – jetzt geht’s los.
Wir treffen uns backstage. Eine kleine Diskussion über den Ablauf, dann schlüpfen wir in Elenas Stage-Outfits und das Licht auf der Bühne geht aus – Pause. Meine Oberschenkel zittern. Wir hören die Stille im Publikum und umarmen uns. Chris gibt das Kommando: „Los geht’s!“
Es fällt mir schwer, den Ablauf wiederzugeben. Absoluter Vollrausch. Anfangs pfeift es noch auf der Bühne. Katrin lächelt es weg und spielt irgendwie und souverän weiter. Markus, Thomas und Letty kommen nach und nach auf die Bühne. Andy wird gefeiert wie ein verlorener Sohn. Ich tanze mit Chris und Gregor als wäre ich selbst der Teufel. Elena lächelt und groovt. Katrin trifft jeden ihrer abermillionen Töne. Mann, sind die Mädels sexy. Als mir der erste Schweiß über die Augenbrauen schwappt, nehme ich mir eine Sekunde Zeit, um mein Leben zu genießen. Flo dreht die Scheinwerfer auf das Publikum und ich realisiere, wie viele Menschen uns zu pfeifen, klatschen und singen. Jetzt wäre ein guter Moment zum Sterben.
Die Aftershow-Party scheppert. Gin-Tonic-Leuchten im Neonlicht. Daniel und Felix spielen Sixties-Platten bis zur Dämmerung. Eine Plattenspielernadel bricht und die Jungs beginnen mit Burger-DJ-ing. Felix hebt die verbliebene Nadel, Daniel schleudert die nächste Scheibe auf den Grill. Buff – Led Zeppelin.
Katrin fährt den Bus quer durch München in die WG. Zu viert sitzen wir am Esstisch. Wir hören Elbow in der Morgensonne und glotzen blöd.
Was für n Tag.
Regensburg – Dudes 4
Regensburg. Florenz an der Donau. Nirvana des Regen. Kairo in der Oberpfalz. Scheiß-Gig. Nicht weil der Laden scheiße ist, oder wir scheiße spielen, sondern weil im Team offensichtlich jemand „pain in the ass“ hat. Zugegeben, es ist warm draußen und auch noch Maidult und das Publikum besteht aus nur etwa sieben Hörern. Dennoch – diesen sieben scheint unser Sound zu gefallen, und das tut richtig gut. Ein glückliches Mädel im Publikum hat sogar, wie wir später erfahren, eine Überlandfahrt auf sich genommen. Ich singe lieber vor einem einsamen, begeisterten Menschen als vor hundert Gschaftlhubern von der Frankfurter Musikmesse.
Tom, der auch das Programm organisiert, kümmert sich liebevoll um den Mix. Markus, der Wirt, geizt nicht mit Getränken und wir spielen auf den Punkt. Schade, dass unser Beef auf der Heimfahrt noch eskaliert. Morgen ist das große Release Konzert in München – spannend.
"TOUR" Day 5 – Café Galao Stuttgart, May 2017
Obermarchtal – Kreuz
Das „Kreuz“ in Obermarchtal ist ein Ort bei Ulm, den man über ein einstündiges Landstraßen-Gegurke erreicht. Macht nichts. Das Wetter ist irisch schön und Felix gibt mir eine Einführung in das Werk von Olli Schulz. Manche Texte hauen mich echt vom Hocker. Als wir mit dem Bus ankommen, ist der Caddy schon seit einer Weile vor Ort. Team Travelparty kennt bereits alle Neuigkeiten aus dem Dorf. Wer wen heute geheiratet hat, wie die Verwandschaftsverhältnisse sind und woran der Schwiegervater gestorben ist. Im „Kreuz“ läuft noch Bundesliga und Katrin und Gregor haben sich offensichtlich von einem Fußballfan die Backe vollquatschen lassen. Auf das Konzert wollte er dennoch nicht kommen – er habe ja schließlich bereits die dritte Frau. Das ergibt Sinn. Jetzt verstehe ich auch, weshalb in Obermarchtal kaum jemand zu Konzerten kommt.
Nach einem reibungslosen Soundcheck (wir haben unsere eigene Anlage dabei) gibt es ein gutes und deftiges Abendessen. Auf Gregors Frage, wie man das Gericht wohl nennen würde, bekommt er vom Koch die Antwort: Kartoffeln mit Möhren und Fleisch. Geiler Typ, denk ich mir. Überhaupt ist der Koch nicht auf den Mund gefallen. Wir wechseln ein paar nette Sätze beim Rauchen. Aber Gregor, das Smalltalk-Talent, setzt noch einen drauf – jetzt quatschen die zwei über Imkerei. Vollprofis.
Nach dem zweiten Song erzähle ich irgendwas über unser Instrumentarium. Ob das auch auf Schwäbisch ginge, rülpst es von zwei Typen an der Bar, von denen wir bislang nur ihre Stiernacken bewundern durften. Ich gebe ihnen ein kurzes Beispiel, wie meine Ansagen auf Bayerisch klingen und dass ich es deshalb heute Abend, zu Verständigungszwecken, vorziehen würde, Hochdeutsch zu sprechen. Die zwei Prolls verlassen die Wirtschaft und das Konzert bekommt eine angenehme Wendung. Den anwesenden Gästen scheint es dann doch zu gefallen. Eine Gruppe Mädels schwingt sogar das Tanzbein. Mein übliches halbphilosophisches Gefasel über Solipsismus erspare ich dem Publikum trotzdem.
Heute Nacht geht es wieder nach Hause nach München. Felix fährt uns bei Bob Dylan durch die wetterleuchtende Nacht.
Stuttgart – Galao
Zugegeben – wir sind alle ein bisschen angeschlagen, als wir das Galao in Stuttgart erreichen. Jedoch werden wir mit so viel Herzlichkeit und gutem Kaffee empfangen, dass die Lebensgeister bald wieder geweckt sind. Und mit den Lebensgeistern kommt auch wieder das übliche Geschmarre – jetzt ist offensichtlich mal Skywalker dran, dem heute Morgen nichts Bekloppteres einfiel, als acht Scheiben Leberkäse rauszubraten. An sich eine gute Tat, nur leider zur falschen Uhrzeit. Jetzt fahren wir halt 7 Scheiben Leberkäse durch die Gegend.
Dann ereilt mich die Info, dass Rainer, der Chef höchstpersönlich, heute den Sound macht. Ich muss im Himmel sein. Ob ich auch was mit Tontechnik mache, fragt er. Schallendes Gelächter in der Runde – „Ja, zwangsläufig“. Rainer zaubert gewissenhaft einen top Sound auf der Bühne und im Raum. Das erspart uns am Ende auch noch so viel Stress, dass wir sogar noch zwei Stunden Zeit haben, das Essen zu genießen und mit unseren Stuttgarter Freunden zu ratschen. Überhaupt wird alles im Galao mit viel Liebe und Achtsamkeit gemacht – man sollte sich vom improvisierten Charme der Bar nicht täuschen lassen. Offensichtlich ist es auch genau das, was die Stuttgarter am Galao zu schätzen wissen. Denn um 21:00 Uhr finden wir uns auf einer extra kuscheligen Bühne in einem heillos überfüllten Raum vor einem Publikum wieder, dass nicht nur mitlacht, -singt und -klatscht, sondern ganz offensichtlich auch zuhört. Oh Mann, das tut richtig gut, und man merkt das auch an unserem Spiel. Wenn wir also gut waren, liebes Galao, dann lag das auch an euch! Uns hat es jedenfalls super viel Spaß gemacht.
Der Abend klingt mit einer Gruppe äußerst gut gelaunter Schweizer aus. Lustig und trinkfest. Einer der Jungs hat bei Daniel am Merchstand, auf einen Schlag, unsere komplette Diskographie erworben.
Übernachten können wir im Revier 5. Eine alte Polizeistation, in der jetzt einer 10er-WG wohnt. Jo vom Galao ist einer der Mitbewohner und gibt uns noch eine kleine Führung. Nebst Party- und Bandkeller existieren auch noch zwei Gefängniszellen. Für uns gibt es aber liebevoll gemachte Betten und noch ein Absacker-Bier im Raucherzimmer.
Nach dem ordentlichen und gehaltvollen Frühstück im Galao geht es durch den Nieselregen schweren Herzens zurück nach München.
Katrin hat sich noch 3 Stücke Schokotarte mitgeben lassen.
Augsburg – Bob's Burger
Heute läuft alles ziemlich entspannt. Team Aufbau ist mittags schon in Augsburg. Zwar müssen wir den Ton wieder mal selbst managen, dafür haben wir aber ausnahmsweise mal genügend Zeit. Showtime ist erst um 23.00 Uhr. Nachmittags haben wir noch einen Radio Termin bei Kanal C. Tim führt mit uns sein erstes Interview. Super Fragen bei allerdings gefühlten 50 Grad im Studio. Ich spiele „Go Brother Go“ live und mir rinnt die Sauce runter, als wär ich in der Sauna. Nach dem Interview zeigt uns ein freundlicher Moderator, wo man die Klimaanlage anschaltet. Na macht nichts – wir werden heute noch mehr schwitzen.
Das Konzert geht volle Sahne ab. Ich frag mich ernsthaft, wofür ich Augenbrauen habe. Ich dachte, die sollten dem jagenden Mann den Schweiß aus den Augen halten, damit er seine Beute trifft. Ich treffe noch nicht mal mehr die richtigen Akkorde. Im Eifer des Gefechts geht das allerdings Gottseidank ohnehin unter. Und dann der Oberhammer: Bei Zugabe 2 stehen auf einmal die Bläser-Jungs von Dub à la Pub auf der Bühne und supporten uns bei „Fisherman’s Blues“. Megafett!
Heute Nacht werden wir von Charlotte super liebevoll beherbergt. Das gibt Energie für Stuttgart! Tausend Dank!
Fetzen Abend, Augsburg! Danke dafür.
"TOUR" Day 3 – Rock & Folk auf Schloss Katzenberg, April 2017
Nach einer 5-Stunden-Fahrt zurück über der Reschenpass, dann dem Inn folgend, durchs frisch gemähte Oberbayern (schlecht für die Bienen), gelangen wir nach Katzenberg. Das Kräuter-Hexen-Festival ist bereits im vollen Gange. Und zugegeben, das verwucherte Schloss ist die perfekte Kulisse für die Walpurgisnacht. Nach einem abermals improvisierten Soundcheck – langsam gewöhne ich mich daran – schaffen wir es sogar noch, eine Einlage am Feuer zu spielen.
Das Schloss selbst ist, wegen teilweiser Baufälligkeit, nur für Führungen geöffnet. Dennoch bekommen wir immerhin einen kleinen Einblick in den Innenhof und die schmucke Rokokokapelle. Der Abend wird trotz des sonnigen Tags ziemlich kühl. Vor der Bühne wird das Publikum durch mehrere, genial konstruierte Feuertonnen-Bistrotische gewärmt. Bei uns auf der Bühne ist es allerdings etwas zugiger.
Groove und Scheinwerfer wärmen uns bald auf, doch unsere Instrumente spielen das Spiel heute Abend nur widerwillig mit. Vogelwilde Stimmerei auf der Bühne – trotz aller Technik – unsere Saiteninstrumente bleiben eben aus Holz. Zu allem Überfluss ist der Tonabnehmer meiner Martin auch noch leer und das Ladekabel liegt zu Hause auf der Couch. Also spiele ich das Set mit Chris‘ Klampfe, was ihn wiederum zu manchen E-Gitarren-Improvisationen zwingt. Zum Ende des Sets entscheiden wir uns dann dafür, die letzten Songs einfachheitshalber unter unseren Zuhörern unplugged zu spielen. Es wird gejohlt, geklatscht und getanzt. Liebe Katzenberger, danke für den freudigen Hexenritt ums Feuer! Genau dafür sind wir unterwegs.
"TOUR" Day 1 – Rolleria Oberaudorf, April 2017
Meran – Ost West
An einem sonnigen Tag geht es über den noch schneebedeckten Brenner. Auf der anderen Seite der Alpen kann man den kommenden Sommer schon riechen. Wir haben noch eine Stunde bis zum Soundcheck, trinken ein Bier in der Sonne und spielen Urlaub.
Um den Club mit dem Bus zu erreichen, fährt man einmal um Meran herum und wurschtelt sich anschließend von oben wieder durch die Altstadt mit eingeklappten Seitenspiegeln rückwärts durch Gassen und zwei enge Tore. Lieber Gott – ich will doch keinen Nightliner!
Die Crew im Ost West ist super lieb und wir werden herzlich empfangen. Allerdings stellt sich auch leider bald heraus, dass sich für die PA niemand so richtig verantwortlich fühlt. Ich schalte also mal wieder in den Techniker-Stress-Modus um und verkabele den ganzen Mist. Die Frage ist nicht, ob ich rechtzeitig bis zum Einlass fertig werde, sondern ob meine Laune rechtzeitig bis zum ersten Song wieder in den grünen Bereich kommt. Aber die restliche Band kennt diesen Zustand gut genug und schafft es souverän, mich mit ein paar kleinen Tricks wieder auf die Schiene zu setzten. Hey! Ich durchschaue euch! Trotzdem Danke!
Auf einmal macht es Rumms und die Bude ist voll. Das Set läuft heute schon viel flüssiger und das Publikum ist aktiv am Zuhören und Mitsingen. Wow Leute – Danke für diesen hammer-verschwitzten Abend und die schönen Gespräche nach der Show.
Nachts um 1.00 geht es dann wieder zurück durch die Gassen und auf die Landstraße durchs Vinschgau, wo wir eine halbe Stunde hinter Meran übernachten.
Heute morgen fällt es uns schwer, wieder zurück zu fahren. Die Luft riecht so nach Süden und es wird ein wunderschöner Tag. Lieber würden
wir auf einen der umliegenden Berg hoch stapfen, als die nächsten 5 Stunden auf der Straße zu verbringen. Aber halt! Geil! Wir müssen keinen Sport machen. Wir haben ja die Instrumente im Kofferraum. Also auf nach Österreich.
Oberaudorf – Rolleria
Eine hochinteressante Mischung aus Inntal-Schnee (von oben) und Hamburg-ähnlichem Regen (von links unten) begleiten unsere Anfahrt. Soll mir mal jemand einen guten Grund nennen, den Holzofen nicht anzuwerfen, der den Raum zwischen Bühne und Bar wohlig aufwärmt. Die Einrichtung besteht aus allerlei Vespas und Flohmarktmöbeln. Julia von der Rolleria, die mir nach dem Konzert auch noch meinen vergessenen Hut hinterher fährt, kümmert sich herzlich um uns. Saugemütlich ist’s!
Und dann – dann geht’s endlich los. Der erste Ton unserer neuen Platte live. Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Moment jemals kommt. Komische Sache mit der Zeit: Sie schreitet nicht voran, tut das aber meistens viel zu schnell. Im ersten Set wackeln wir noch ein bisschen – klar, alles, was wir seit Monaten kennen, ist der Sound aus unserem Bandraum. Auf die E-Gitarre müssen heute stärkere Saiten! Chris und ich schwimmen am Instrument wie zwei Schüler im Seepferdchenbecken. Das zweite Set ist dann schon viel stabiler und macht ordentlich Fetz. Ich glaube, wir konnten dem Publikum einen schönen Abend schenken.
Eigentlich hatten wir vor, auf einer Hütte oberhalb von Oberaudorf zu übernachten, aber 30 cm Neuschnee war uns dann doch zu viel für den voll beladenen Bus. Über einen genialen Zufall durften wir dann aber in der coolsten und schönsten WG einkehren, die wir je gesehen haben. Was für ein Ausblick über das Tal! Danke Markus und Monique für Eure Gastfreundschaft. Ihr seid immer herzlich willkommen bei uns in München.
Schlechtes Omen? The Moonband spielt viel zu gute Generalprobe.
Heute haben wir unsere letzte Probe vor der Tour abgehalten. Leider war diese musikalisch viel zu gut für eine Generalprobe. Paragraph 4 des Universellen Gesetzbuches für Folkangelegenheiten (UGFa) besagt, dass “ […] im Ausgleich für musikalisch perfekte Generalproben entweder mit veganem Tour-Catering oder saurem Wein zu rechnen ist. Bei vorsätzlich gut gespielten Generalproben kann sogar der Keilriemen des Tour-Raumschiffs reißen.“ Zitat Ende. Das ist natürlich etwas beängstigend, trotzdem freuen wir uns, dass es nach der Songwriting-, Studio- und Designarbeit jetzt auf Tour geht. Universum, sieh dich vor! Wir sind wieder unterwegs.
YES, WE’VE DISCOVERED ATLANTIS. STILL WE WON’T TELL YOU WHERE IT IS. YOU MIGHT ARGUE ‚THIS IS RIDICULOUS‘, AND WE MIGHT ANSWER ‚YES, IT IS‘. YET NOT TO HIDE A CHILDISH SECRET, BUT TO SAVE YOU FROM A BIG MISTAKE.
That is to say that you can’t imagine a more untidy, wrecked and grimy pile of stones than Atlantis. The place is populated by the most sloppy species ever spawn by the universe: venturers and artists. Those who are neither ones pose as students. You’ll find yourself living above a crowded pub complaining about an audience yelling a pirate band’s refrains every night. Police won’t come. You can’t pay per credit, there are no road signs. People hang out on the streets after dinner, often kissing. And as if all that wasn’t enough, they don’t even build fences around their front yards.
Imagine:
Camping is allowed EVERYWHERE!
– ‚Sodom and Gomorrah!‘ you might say, ‚Good to know!‘
– ‚Yes‘, we’d say, nodding, and ‚Don’t ever go there!‘
To tell you the truth, we’ll go back to Atlantis. It took us so much time to find the place, and now, after a while, we feel too comfortable there. Surely, it is a bit disappointing when you get there for the first time. And certainly, we haven’t got used completely to the unimaginable difference between our expectations and the island’s reality. However, we’ve decided to ignore this omnipresent psychological fact. It’s a stumble. If you ever have the idea of a place, search for it, and if possible, stay there and refine it. Your dreams will always be bothered by reality – just as well, you’re able to bother reality with your dreams.
Bobek, Mondbasis 2014
Recordings for "Back In Time", Riedlhütte – Alte Schmiede, Nov 2014
by Anna-Lena Zintel, Christin Büttner and Elena Rakete
Joe Stack
Radeberg – Schloss Klippenstein, March 2014
by Anna-Lena Zintel and Elena Rakete
Dresden – Groove Station, March 2014
by Anna-Lena Zintel
Hauptbahnhof München, Feb 2014
by Anna-Lena Zintel
Breakout-Magazin
Interview von Marco mit Eugen Mondbasis
Wie kommt man als deutsche Band dazu, sich in einem Stil zu bewegen, den man doch eher in den USA ansiedelt?
Wir finden unsere Musik eigentlich gar nicht so USA-ig. In den letzten Jahren hat sich in Europa doch eine ganz eigene musikalische Sprache im Folk-/ Songwriter-/ Alternative-Bereich entwickelt. Dort sehen wir uns eher zugehörig. Wenn bei uns amerikanische Elemente auftauchen, dann deshalb, weil wir es an dieser Stelle künstlerisch für richtig halten.
Was betrachtet ihr als eure Haupteinflüsse?
Douglas Adams und Ryan Adams.
„Atlantis“ ist euer drittes Werk; wie sind denn die Wünsche und Vorstellungen mit dieser Veröffentlichung?
Musik zu veröffentlichen, ist vor allem ein innerer Drang. Wir haben alles gegeben, alles, was wir musikalisch und gestalterisch zu bieten haben; und jetzt übergeben wir das Album der Öffentlichkeit. Mal sehen, was passiert.
Wie seid ihr auf den Titel „Atlantis“ gekommen? Interessiert euch die Geschichte um die sagenhafte Insel?
Monatlich machen sich Hobbywissenschaftler und Fernsehsendungen auf den Weg, Atlantis zu finden (diesmal wirklich). Darin liegt etwas so schön naiv-tragisches, wie es Platon selbst nicht besser hätte schreiben können. Man stelle sich vor, im Jahr 4014 macht sich jemand ernsthaft auf die Suche nach Hobbingen im Auenland. Der Mythos Atlantis ist ein poetisches Missverständnis – und damit ein hervorragendes Thema für die Moonband.
Über die dritte Platte wird häufig gesagt, es sei die entscheidende: „Make It Or Break It“ oder habt ihr euch schon so weit etabliert, daß ihr euch an solch einer Aussage nicht mehr messen wollt/müsst?
Unsere Maßstäbe sind tatsächlich andere. Für uns ist Musikmachen Teil unseres Auf-der-Welt-Seins. Trotzdem freuen wir uns natürlich sehr darüber, dass unsere Konzerte seit 6 Jahren sehr gut besucht sind und immer mehr Musikliebhaber auf uns aufmerksam werden.
Ihr stammt aus München, wobei Bayern bzw. der Süden/Südwesten Deutschlands melodischen Klängen doch wesentlich mehr zugeneigt ist, als zumeist in anderen Teilen unseres Landes. Ein Vorteil für euch oder erfahrt ihr querbeet durch die Republik Akzeptanz?
Bislang wurden wir überall herzlich und begeistert aufgenommen. Nicht nur in Deutschland. Die Menschen hören uns zu. Manche legen sich direkt in die Melodien. Es macht unglaubliche Freude, das zu beobachten.
Habt ihr live auch Titel eurer musikalischen Vorbilder im Programm oder gibt es nur eigenes Material?
Auf Konzerten gibt es immer wieder 1 oder 2 Songs, die nicht aus unserer Feder stammen. Auf Sessions spielen wir gerne auch mal den ganzen Abend Covers.
Wo seht ihr The Moonband in fünf Jahren?
Wir setzen uns eigentlich keine größeren Ziele. Das schafft unnötigen Druck. Wir glauben, dass es unmöglich ist, gute Musik zu machen, wenn man unter Druck steht. Wir halten es für sinnvoller, jeden Tag einen kleinen Schritt zu machen.
Gibt es eventuell nach drei Platten Pläne für ein Livealbum?
Live aufgenommen sind unsere Alben ja schon. Allerdings arbeiten wir an verschiedenen Videoclips zu Livemitschnitten, beispielsweise von unserem Release-Konzert in der Münchner Freiheizhalle.
Alles, was euch noch wichtig ist.
Vielen Dank für das Interview!
Süddeutsche Zeitung Jugendseite
“Musik ist etwas grundlegend Menschliches”
Interview von Mira Sonia Bahl mit Eugen Mondbasis
Mit einer Mischung aus Folk, Pop und Rock bereichert die fünfköpfige Moonband bereits seit sechs Jahren die Münchner Musiklandschaft – am 7. Februar findet in der Freiheizhalle das Release-Konzert ihres neuen Albums statt.
Im Songwriting eine Folk-Band, von der Attitüde her Alternative / Indie. Mit ihrer Mischung aus Banjo, Slideguitar, Mandoline und mehrstimmigem Gesang will die fünfköpfige Moonband – im Leben abseits der Musik vier Designer und eine Schneiderin – den Zuhörer in den kometenerfüllten Weltraum oder an nächtliche Lagerfeuer entführen. Unter Vertrag bei dem kleinen Münchner Label Rockville, wollen sie sich der bloßen Geldmache im Musik-Business entziehen und entfalten auf ihrem dritten Album ‚Atlantis‘ lieber eine Welt zwischen Traum und Realität – wobei Atlantis als sagenumwobener Ort unter ihrer Feder allerdings jeden Zauber verliert. Unter ihren anfangs rein akustisch-folkigen Sound haben sich nun auch einige elektronische Klänge wie eine E-Gitarre gemischt.
Eure Musikvideos produziert ihr im Low-Budget-Stil, auf eurer Seite steht, man würde von euch entführt, in den Weltraum oder an grüne Waldlichtungen. Das macht einen sehr verträumt-romantischen Eindruck, der auch gegen die typische Musik-Business-Schiene läuft. Wie steht ihr zur Musikindustrie?
Also, das Musikbusiness im großen Format ist unserer Meinung nach im Grunde genommen kaputt. Die Leute können nicht davon leben. Und ein kleines Label so wie unseres hat den Vorteil, dass wir dort keine Karteileiche sind. Es kümmert sich nicht um so viele Bands, als dass es aus Versehen passieren könnte, dass sie uns vergessen. Jetzt führt das aber auch dazu, dass wir keine Budgets haben, mit denen wir Videoproduktionen machen könnten, die nach High Quality aussehen.
Ihr wollt euch also nur dem Musik-Business im großen Format verwehren?
Was den Kulturbetrieb der Musikindustrie wie auch die Süddeutsche betrifft, wollen wir uns jedenfalls auf keinen Fall verwehren. Wir durften ja beispielsweise auch auf dem ‚Sound of Munich now‘ von der SZ-Jugendseite als Lieblingsband spielen. Das ist unserer Meinung nach eigentlich das, was passieren muss.
Was meinst du damit?
Kultur machen.
Beim Sound of Munich now geht es ja vor allem darum, einen Querschnitt der Münchner Musikszene zu bieten…
Ja, und das ist eine sehr schöne Sache. Und da hat man dann auch einen kulturellen Output. Wenn jetzt aber in der Musikindustrie nur davon geredet wird, Geld zu machen, sehen wir das kritischer.
Wie passt das Entführt-werden in den Weltraum mit Folk beziehungsweise Alternative / Indie zusammen?
Das ist so eine generelle Vorstellung, die sich in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat, dass der Weltraum immer nach sphärischen Synthesizern klingen muss. Und das ist uns persönlich ein Anliegen, dass das total unrealistisch ist, da es Orte im Universum gibt, wo kein Strom zur Verfügung steht. Da wird es wahrscheinlicher sein, dass man mit einer Akustikgitarre Musik macht, wodurch es zwangsläufig eher Folk ist, als Techno.
Die Grundthematik des Weltalls kommt bei euch generell häufiger vor: in eurem Bandnamen, außerdem bezeichnet ihr euch als Folkastronauten. Warum denn?
Wenn man eine Zoom-Stufe zurückschaltet und die Welt aus dem All wie einen Ameisenhaufen betrachtet, sieht man, wie der Planet Erde so im Weltraum schwirrt. Das ist alles eine ziemlich große Sache. Wir sind da relativ klein drin. Und in Anbetracht dieser Größe stellt sich doch manchmal die Frage, was wir hier eigentlich für einen Wahnsinn betreiben. Die Musik bildet aber eine Ausnahme. Selbst wenn man alles andere nicht mehr macht, keine Emails beantworten mehr, et cetera, wird man zum einen natürlich immer noch irgendwie überleben müssen, aber man wird dann auch relativ bald Musik machen. Wenn man in die Urzeit zurückgeht, sieht man, dass einfach relativ schnell auf irgendwelchen Schildkrötenpanzern herum getrommelt wurde. Das war in dem Sinne Folk. Man hat das am Lagerfeuer zur gesellschaftlichen Belustigung gemacht und mit Menschen geteilt, auch wenn man davon heute keine archäologischen Zeugnisse findet, weil es keine versteinerten Nachweise gibt. Aber Musik ist etwas grundlegend Menschliches. Das hier ist keine Business-Band, die dafür da ist, Geld zu verdienen. Wir machen das, weil wir den absoluten Zwang verspüren, Musik zu machen, in den ungefähr nur 80 Jahren, die wir in diesem Universum sind.
Aber es ist ja nicht jeder musikalisch gleich begabt?
Es ist ja auch nicht so, dass jeder Musik machen muss. Aber wir müssen es tun, und irgendjemand in der Gesellschaft wird es immer machen.
Bei euren Aufnahmen zieht ihr euch auch immer ein wenig zurück: Eure letzten beiden Alben habt ihr in Tschechien aufgenommen. Wie kamt ihr darauf?
Das Wieso ist ganz einfach: unsere Sängerin Katrin ist gebürtige Tschechin. Ihre Verwandtschaft hat dort ein sehr schönes Haus, das konnten wir benutzen. Und wir wollten vor allem einen Ort, wo man so weit weg ist, dass man nicht ständig von irgendwelchen anderen Dingen abgelenkt ist. Das ist der Grundgedanke. Wir müssen uns für die Aufnahmen Zeit nehmen, das heißt, wenn man sich schon zwei Wochen Zeit nimmt, sollte man auch konzentriert arbeiten können. Und der Ort war wunderschön. Man erwartet das nicht unbedingt, an der tschechisch-deutschen Grenze, so eine wunderschöne Welt vorzufinden. Aber nicht im Robinson-Club-Gedanken schön, sondern irgendwie vergessener. Aber auch nicht verwunschen.
Aber bei euch gibt es schon manchmal ein verwunschenes Element? Ihr sagt ja auch, eure Musik würde zwischen Traum und Realität pendeln und sei was für verträumte Realisten.
Da gibt es halt immer diese Gratwanderung zwischen Realität und Traumwelt, beides vermischt sich an vielen Stellen. Wenn ich jetzt diesen Ort in Tschechien sehr schön finde, würdest du aber vielleicht hinfahren und den nicht so schön finden. Die Beschreibung im Song fällt mir aber natürlich vor allem dann leicht, wenn ich diese reale Welt in das verpacke, was ich fühle, wenn ich dort bin. Das wird ja automatisch zu etwas unrealistischem, oder zumindest zu etwas träumerischem. Und wenn du das Lied dann hörst, wird ja deine Wahrnehmung auch nochmal drauf gepackt. Das ist dann so eine Art Flüsterpost glaube ich. Das, was bei dir ankommt, pendelt zwischen Realität und Traum. Es ist natürlich eine Realität, dass ich den Song spiele, aber der handelt ja wiederum nur von einer Realität, die ich wahrgenommen habe. Und so pendelt ein Song eben auch zwischen Sätzen, wo man sagen kann, das sind nüchterne Betrachtungen, und dann solchen, die Interpretationen von mir sind, wie ich diesen Ort sehe.
Seid ihr in Tschechien auch schon mal aufgetreten?
Noch nicht wirklich. Ein paar Jam-Sessions haben wir gemacht. Aber nichts, was man als Konzert bezeichnen würde.
Für euer drittes Album jetzt wart ihr aber im Bayerischen Wald?
Unser Schlagzeug hatte zugelegt. Das Haus in Tschechien war zu klein geworden. Die logistischen Bedingungen waren einfach nicht mehr ausreichend. Außerdem hatten wir an- und abreisende Gastmusiker, da war das einfach praktischer.
Wie sieht eure Plattensammlung aus? Deckt sich das bei einer fünfköpfigen Band?
Bei uns in vieler Hinsicht schon: viel Amerikana: Dylan, Ryan Adams, Leisure Society. Das wäre so der gemeinsame Nenner. Und dann hat jeder seine Ausbüchser: der Andi hört ein bisschen mehr Hardrock, meine wären dann Irish Folk. Hin und wieder schleicht sich sicher auch mal eine Techno-Platte ein. Ich komme ja auch aus dem Punk-Grunge, das habe ich ja nicht alles aus meinem CD-Regal rausgeschmissen.
Wie geht es bei euch weiter?
Nach dem Release-Konzert wollen wir auf Tour gehen und den Alpenraum bespielen, also Süddeutschland, Österreich, Schweiz… Und uns dann auch, soweit das logistisch möglich ist, in den Norden vorarbeiten. Wir haben schon eine relativ gute Basis in Dresden… Allgemein mehr spielen ist der Plan bis zur übernächsten Platte.
Marta Says
Heaven & Hell
Atlantis
Release Show "Atlantis", München – Freiheizhalle, Nov 2013
by Anna-Lena Zintel
Riedlhütte – Alte Schmiede, Dec 2013
by Anna-Lena Zintel
Bandportrait "Atlantis", Nov 2013
by Anna-Lena Zintel
Recordings for "Atlantis", Riedlhütte – Alte Schmiede, Sept 2013
by Anna-Lena Zintel
Radeberg – Schloss Klippenstein, March 2013
by Anna-Lena Zintel
Oh Brother & No Direction Home
Joänne
Dresden – Programmkino Ost, March 2013
by Anna-Lena Zintel
St.Gallen – Folkcafé
by Anna-Lena Zintel
München – Milla Club, March 2013
by Anna-Lena Zintel
Photosynthesis
The Significance of Denavigation
Landsberg – Stadttheater, March 2012
by Anna-Lena Zintel
La Gomera – Valle Luna Festival, Feb 2012
by Anna-Lena Zintel
Songs we like to listen to while traveling though Open Space
In Your Arms
Dresden – Blue Note, Jan 2012
by Anna-Lena Zintel
enemy.at
Hallo! Wie geht es euch?
Hallo Odi, hier Eugen Mondbasis. Eigentlich geht es uns ganz gut. Allerdings hat unser Raumschiff gerade mal wieder eine Panne. Ich nutz die Zeit für das Interview.
Das Artwork und auch eure Homepage sind sehr aufwendig gestaltet. Das spiegelt sich auch in eurer Musik wider. Welchen kleinen Details sollte man heutzutage wieder mehr Aufmerksamkeit schenken?
Musik ist etwas sehr individuelles. Das können die grafischen Oberflächen von Facebook und mySpace alleine nicht abbilden. Eine liebevolle Bandsite ist da schon wesentlich persönlicher. Bands und Musikern sollte es im Web weniger um Klickraten gehen, dafür mehr um Kultur und Charakter. Musik ist in erster Linie etwas ästhetisches. Wir haben zu unserem neuen Album eine kleine Auflage Vinyl veröffentlicht. Nicht weil wir Retroisten sind, sondern weil es pure Freude ist, das Artwork in diesem Format in der Hand zu halten.
Musikalisch betrachtet seid ihr sehr vom Folk/Country beeinflusst? Woher kommt das?
Im Moment arbeitet nur unser Notstromaggregat, da wäre eine E-Gitarre und ein Drumcomputer ziemlich unpraktisch. Deshalb machen die meisten Bands im Universum eigentlich akustische Musik. Außerdem sind wir teilweise mit Folk aufgewachsen. Allerdings mit Folk wesentlich traditionellerer Natur.
Könnt ihr euch vorstellen, euer Glück in den Staaten zu versuchen? Also dort, wo man auf Folk häufiger trifft als in Europa?
In Europa hat sich mittlerweile ein ganz eigener Stil des Indie-Folks entwickelt. Wir waren diesen Sommer in Irland auf Tour. Dort trifft man unglaublich viele gute Folkmusiker und Singer/Songwriter. Das war sehr inspirierend und außerdem visafrei. Eine Tour in den USA könnten wir uns trotzdem vorstellen. Dort leben, das ist eine andere Sache.
Mit welcher Band(Folkband) würdet ihr am liebsten touren? (Internationale oder Lokale Band und warum gerade diese Bands?)
Erwischt: die Frage zielt auf unsere Lieblingsbands ab! Da geht es von A wie Ryan Adams oder A.A. Bondy bis W wie Wilco oder Weakerthans. Aber um dem Leser ein paar Sachen zu empfehlen, die wir aus Irland mitgebracht haben:Peter Doran oder I Draw Slow. Unser persönlicher Lieblingskünstler 2011 ist wahrscheinlich Gregory Alan Isakov.
Das ist bereits das zweite Album. Was unterscheidet das zweite Album vom Ersten? Auf was habt Ihr besonders achtgegeben?
Klar, unsere Ansprüche sind gestiegen. Beide Alben sind live aufgenommen, bei den Aufnahmen zu „Denavigation“ haben wir uns allerdings mehr Zeit genommen und konnten so detailreicher arbeiten.Wenn „Open Space“ das sinnlichere Album ist, dann ist „Denavigation“ vielleicht das mutmachendere.
Ihr beschäftigt euch sehr mit der Thematik Reise bzw. Mut, neue Wege einzuschlagen. Wohin soll Euch Eure Reise führen?
Bei der sogenannten „Denavigation“ geht es um das bewusst ziellose Reisen. Das kann mitunter sehr anstrengend sein. Allerdings trifft man so auf die unglaublichsten Orte und die wunderbarsten Menschen. Ein Gegenentwurf zur Navigation, bei der man lediglich versucht, die idealste Route von A nach B zu ermitteln. Das überlassen wir den Profis.
Wann führt euch die Reise nach Österreich?
Hoffentlich sehr bald. Uns verbindet sehr viel mit Österreich. Ich habe beispielsweise viel Zeit in Graz verbracht und konnte dort meine erste Studio-EP aufnehmen. Der österreichische Humor gehört für mich außerdem zu den treffsichersten des Universums. Grund allein, sich wohl zu fühlen. Wir hoffen, diesen Sommer eine kleine Tour in Österreich machen zu können.
Welches Lied mit dem Titel „Moon“ (oder Mond) gefällt euch am meisten?
Pink Moon – Nick Drake , Man On The Moon – R.E.M. , Jealous Of The Moon – Nickel Creek
Letzte Frage. War die Mondlandung ein Fake? ;)““
Nein, wir haben die Jungs herzlich empfangen. Es gab Käsekrainer, jede Menge zu trinken und eine fetzen Session. „Buzz“ spielt unglaublich gut Akkordeon. Wir hatten am nächsten Tag furchtbare Kopfschmerzen, das war sehr real. Allerdings wurde das Filmmaterial später vernichtet. Eine Party mit der Moonband schien damals nicht besonders medienwirksam.
klienicum – Das Interview: Die Moonband vor dem Release
Interview von Eike Klien mit Eugen Mondbasis und Katrin Bobek
ein paar einstiegsfragen zunächst. woher stammt der name „the moonband“? was war die idee dahinter?
katrin: mit dem namen kann man einfach schön spielen – sowohl visuell als auch inhaltlich. außerdem verbindet uns tatsächlich eine gewisse faszination für den mond, das universum und all so ein zeugs – und douglas adams, seinen humor und seine philosophie.
wen findet man unter dem dach „the moonband“? stellt Euch doch einmal kurz vor! wie kamt Ihr zueinander?
katrin: da wären zunächst die beiden songwriter (der meisten songs) chris „houston“ begusch und eugen „mondbasis“ kern-emden. die beiden kennen sich vom studium des kommunikationsdesigns, ebenso war andy „armstrong“ henningsen (kontrabass) ein kommilitone. die 3 waren schon freunde, als sie anfingen, ihre gemeinsamen leidenschaft, das songschreiben und musizieren am küchentisch, zu teilen und einander ihre neuesten songs auf der gitarre vorzuspielen. das ist schon mehrere jahre her. 2006 kam ich dazu – geradezu schicksalshaft. ich hatte die 3 zufällig an einem abend im cobbler’s irish pub in germering erlebt und war auf der stelle für alle entflammt (unter anderen highlights hatte chris „strawberry wine“ von ryan adams so herzzerreißend schön gesungen…) – die drei hatten sich sofort in meine seele musiziert. ich hatte damals seit einer weile meine liebe zum folk und zum gesang entdeckt – und wie es der zufall wollte, brachte uns eine gemeinsame freundin zusammen an den musikalischen küchentisch. voilà! seitdem sind wir unzertrennlich. wir fingen an, gemeinsam songs zu entwickeln, erweiterten unser musikalisches spektrum um einige neue instrumente und wurden zur „moonband“, zunächst noch aus purer leidenschaft zum musik machen. elena „rakete“ tschaffon kam zu den aufnahmen für „open space“ im sommer 2009 dazu – sie ist eine freundin der familie kern-emden.
eugen: unsere väter spielten zwischen 1981 und ca. 2001 zusammen in der irish folk band „fairytale“.
Ihr seid, wenn ich das richtig überreisse, seit längerer zeit konstant besetzt. was ist das geheimnis Eurer übereinkunft?
katrin: wir sind einfach so wunderbar zusammen gewachsen und verstehen uns sowohl menschlich als auch musikalisch so gut – so etwas sucht man lange. abgesehen davon, dass wir uns immer über gäste freuen, und auch gerne mit anderen musikern jammen, fühlen wir uns komplett.
eugen: außerdem arbeiten wir intensiv an unserer streitkultur.
was treibt Ihr im „wirklichen leben“, gibt es jobs, studentenleben, aushalten bei mutti? und welche pläne habt Ihr in dieser hinsicht? soll musik einmal einen, den wichtigsten platz einnehmen können?
katrin: die 3 jungs sind im bereich kommunikationsdesign selbstständig tätig, elena ist angehende studentin (ebenfalls infiziert vom kommunikationsdesign), und ich arbeite seit über 20 jahren am theater im kostümbereich. wir haben also alle unsere dayjobs, und gerade im moment merken wir verstärkt, dass es gar nicht so einfach ist, alles unter einen hut zu bekommen. der traum wäre in der tat, nur noch musik zu machen und davon leben zu können. zur zeit ist das noch nicht drin – aber wer weiß? das universum ist voll von möglichkeiten und wahrscheinlichkeiten…
wie muss man sich das song- schreiben bei Euch vorstellen? gibt es einen ‚produzenten‘ und alle anderen ziehen mit, oder läuft es gänzlich anders?
katrin: meistens läuft es so, dass einer der beiden songwriter mit einer songidee in die bandprobe kommt und wir gemeinsam daran weiter entwickeln. in der regel ist der urheber des songs immer offen für vorschläge und beiträge der anderen. es ist sogar schon des öfteren vorgekommen, dass auch texte collagenartig von mehreren bandmitgliedern zusammen gepuzzelt wurden.
eugen: oft zeigen wir uns grobe skizzen für das erste feedback, dann geht es nochmal eine runde ins labor.
Ihr legt ein sehr professionelles design vor. Eure homepage, die covergestaltung des ersten albums sind formvollendet und mit viel liebe erstellt. ist dies ausdruck Eures anspruchs, dass das ‚produkt‘ „the moonband“ aus allen richtungen betrachtet ein hochwertiges sein muss, oder legt Ihr es schon ein wenig darauf an, mehr beachtung zu finden, einer breiteren masse bekannt zu werden?
katrin: wir alle sind nicht nur musiker, sondern auch sehr „visuelle“ menschen. dabei interessiert uns nicht die masse, sondern wir selbst wollen glücklich sein mit der gestaltung unseres öffentlichen auftritts. und gottlob sind 4 von uns selbst gestalter, und in unserem freundeskreis gibt es menschen, die das können, was wir selbst nicht können, darunter an erster stelle chris dreher (der für das artwork beider alben verantwortlich ist) und anna-lena zintel, fotografin und enge freundin der moonband.
eugen: als designer freut man sich, wenn man endlich alles so machen darf, wie man es seinen kunden auch vorgeschlagen hätte.
das „bekannt werden“ ist ein aufwändiger und stressiger, oft steiniger und meist nur mit glück und gewichtigen partnern verbundener prozess.wie habt Ihr ihn erlebt, wenn man voraussetzt, dass Ihr zumindest keine newcomer mehr seid, und einen platz in der münchner musikszene eingenommen habt?
eugen: – wenn man davon mal ausgeht, denn aus unserer sicht ist es schwer zu beurteilen wie „bekannt“ wir sind. wir wollen vor allem musik machen, und uns dabei wohl fühlen. das ist zugegeben nicht immer einfach. oft muss man sehr dafür kämpfen einfach nur musik machen zu können. die administrative arbeit um die musik hat sich in der letzten zeit vervielfacht. wir erfahren aber auch immer mehr resonanz, das ist natürlich wunderbar.
wie beurteilt Ihr münchen als musikalischen standort? kommt er Euch entgegen, gibt es förderung, genügend auftrittsorte und dankbares publikum? wie steht es mit projekten und zusammenarbeit mit anderen münchner bands/künstlern?
katrin: münchen ist, was folk angeht, eine ziemliche einöde, wenn man es mit dem kleinsten pub in irland vergleichen möchte… was aber nicht nur von nachteil sein muss. wenn man die resonanz auf unsere liveauftritte betrachtet, so könnte man fast meinen, dass es einen gewissen hunger nach folk zu geben scheint. und die „konkurrenz“ ist hier in der tat nicht sehr groß. da hätten wir es in irland oder gar den usa wohl sehr viel schwerer, beachtung zu finden. bemerkenswert ist, dass wir uns um gigs nie wirklich kümmern mussten – die anfragen kamen stets von der veranstalterseite. trotzdem wollen wir mehr außerhalb von münchen spielen.
eugen: münchen ist ein miserabler standort für subkultur. da spielen sehr viele aspekte mit hinein, z.b. mietpreise. aber es gibt ein paar feine menschen, musiker und orte. und die in münchen zu finden ist eben etwas besonderes.
mit „songs we like to listen to while traveling through open space“ erschien in 2009 Euer erstes album. wart Ihr mit dem echo zufrieden?
katrin: das echo überstieg unsere erwartungen – wobei man dazu sagen muss, dass wir das album zwar ernsthaft, aber nicht mit dem anspruch aufgenommen haben, es massenhaft zu verkaufen. es war eher als dokumentation dessen gedacht, was wir bisher so geschaffen hatten. außerdem wollten wir etwas in der hand haben, das wir den menschen mitgeben könnten, die uns live sehen. dass ein plattenlabel sich dafür interessieren könnte, das hatten wir ursprünglich gar nicht einkalkuliert. die dann folgende promoaktion hat dafür gesorgt, dass das album auch überregional angehört wurde – und es ist schon ein irres gefühl, dass unsere musik auch auf der anderen seite der erde gehört wird, und wir mit künstlern wie calexico, bonnie „prince“ billy und bon iver in einem atemzug genannt werden… zufrieden wäre also gelinde ausgedrückt.
das zweite album habt Ihr mit martin hermann aufgenommen, kein unbekannter in münchen. wie gestaltete sich die zusammenarbeit, was war anders als bei den aufnahmen zum erstling?
katrin: gerade gestern habe ich noch gesagt, was für ein segen martin ist. er ist letzten sommer spontan in die bresche gesprungen, und das war das beste, was uns passieren konnte. er ist nicht nur ein mensch mit ohren wie ein luchs – er hat durchaus auch kreativ an den songs mitgearbeitet. folk war für ihn zwar damals noch neuland (er kommt eher aus der indie-ecke), doch er hat schnell erspürt, wo wir hinwollen und welche stimmung wir transportieren wollen. abgesehen von seiner unbezahlbaren arbeit am album, die einen riesen spaß gemacht hat, ist er inzwischen ein nicht wegzudenkender freund der band, der uns auch live immer begleitet und besten sound zaubert.
mit david curry (willard grant conspiracy) und thomas glück (fairytale) hattet Ihr zudem prominente unterstützung. erzählt doch kurz, wie es dazu kam und welche parts die beiden übernahmen!
katrin: letzten oktober hatten wir die ehre, zum wiederholten mal den support für willard grant conspiracy zu spielen (à propos: wir werden im november wohl auch wieder dabei sein – wir sind nämlich robert fishers „favourite happy band“!), und ich hatte die spontane idee, dave curry anzusprechen: „we want you on our album, dave! you’re so great!“ – und er war verrückt genug, sofort zuzusagen… – tom glück wiederum ist ein alter freund, violinist der band „fairytale“, der auf la gomera lebt, wo die moonjungs im februar einige gigs hatten. er wird auch beim release dabei sein! dave spielt seine wunderbare, typisch schräge viola auf einem song, und tom seine irisch inspirierte violine auf einem anderen. wunderschön!
Eure plattenfirma rockville war sehr angetan von der bisherigen resonanz und hat die mittel etwas augestockt. was bedeutete das konkret, was wurde dadurch möglich, was Ihr Euch vielleicht vorher nicht habt erlauben können?
katrin: wie oben schon erwähnt: promotion und vertrieb bringen die moonband im wahrsten sinne weiter. durch manfred plötz’s (rockville) zahlreiche kontakte haben wir überregional aufmerksamkeit erregt, was ohne ihn nicht so einfach wäre, da unsere möglichkeiten, dem album „hinterher zu spielen“, d. h. viel zu touren, beschränkt sind – ich bin mutter und festangestellte und dadurch (zumindest gegenwärtig) recht gebunden an münchen.
Ihr frönt dem folk. war das von anfang an der musikalische stil, auf den Ihr Euch festlegen wolltet/konntet, wenn man artverwandtes wie americana mit beinhaltet weiß?
katrin: eigentlich ja. obwohl wir alle aus unterschiedlichen musikalischen ecken kommen, so verband uns doch von anfang an die liebe zu schönen melodien, zum singen, zu saiteninstrumenten und zum geschichten erzählen. und das mündet dann wohl im folk, im weitesten sinne. das hat etwas klassisch-zeitloses. dass folk jetzt scheinbar im trend liegt, war uns damals ziemlich egal bzw. nicht bewusst.
eugen: ich habe (wie wahrscheinlich jeder gitarrist) früher in einer punkband und dann in einer rockband (the ruby sea) gepielt. es wurde zunehmend folkiger. und jetzt wo wir endlich beim folk sind, da fühle ich mich musikalisch so wohl und zu hause, dass ich gar nicht mehr sagen kann, wie es jemals anders hätte sein können.
was sind die wesentlichen aspekte, die Eure musik beschreiben? ist es das akustische moment, die harmoniegesänge, die stories, die zu erzählen sind, der publikumskontakt, die persönliche befriedigung am (gemeinsamen) musizieren?
katrin: das hast du ziemlich gut zusammengefasst! dem ist nichts hinzuzufügen…
mir gefällt besonders, dass einzelne instrumente, die mandoline bspw., viel raum zugestanden bekommen. überhaupt wirkt Eure musik luftig, frei atmend. verzichtet Ihr bewusst auf „dichteren sound“?
katrin: du wirst auf dem neuen album hören, dass sich der sound hier und da verdichtet hat, und doch mögen wir es, wenn man einzelne instrumente heraus hören kann. wenn sie halt auch so schön klingen wie zum beispiel eine irish bouzouki (die wir auf dem neuen album neu einführen), dann soll man sie auch erkennen und genießen dürfen. (es gibt meines wissens übrigens nur eine band, die die mandoline ähnlich einsetzt wie wir: kamikaze hearts – die habe ich aber erst vor kurzem bei last.fm entdeckt…)
nennt doch mal Eure musikalischen referenzen, wo lehnt Ihr Euch gern mal an?
katrin: es gibt musik, die uns schon länger begleitet, wie die von bob dylan oder ryan adams, auch wenn wir nicht versuchen zu klingen wie…. – und doch bewundern wir natürlich große künstler und bands wie wilco, die fleet foxes, bonnie „prince“ billy, arcade fire… aber nicht nur folkiges, auch elektronischeres wie radiohead zum beispiel, solange es ein gewisses gefühl transportiert, das wir teilen. (sehr beeindruckt hat mich übrigens ein konzert von the acorn letzten herbst – das nur am rande.)
welches sind die cover, die Ihr am liebsten spielt?
katrin: immer wieder gerne: „you ain’t goin‘ nowhere“ von bob dylan (wobei wir uns selbst an einem cover von the swell season anlehnen) – da singt das publikum immer so schön mit -, „when in rome“ von nickel creek, „long ride home“ von patty griffin, „one great city“ von den weakerthans, und wenn es etwas ruhiger zugehen darf und der rahmen intimer ist, dann spielen wir gern auch mal den einen oder anderen balladesken ryan adams. wenn es der rahmen zulässt, dann stöpseln wir uns zum schluss gerne aus und spielen „proof“ von i am kloot, bis wir die stecknadel fallen hören.
für das neue album seid Ihr erneut in die ferne gezogen? wohin genau? und wie muss man sich das vorstellen: Ihr beim songschreiben?
katrin: wie beim letzten mal haben wir uns letzten august für zwei wochen nach chřibská in der böhmischen schweiz zurück gezogen, wo meine familie ein altes haus hat, wo man viel platz und seine ruhe hat, und zusätzlich von einer lieblichen landschaft und einem plätschernden bächlein umgeben ist. die songs standen damals schon, und wir kamen wohlgeprobt an – da wurde nicht mehr viel arrangiert. wir haben dort die instrumente live eingespielt, d.h. gemeinsam, und die gesänge und ein paar overdubs dann hier den winter über in germering aufgenommen. geschrieben werden die songs, zumindest die ersten skizzen, überwiegend von eugen und chris alleine im stübchen zuhause. der rest passiert dann mit der band, wie gesagt, im bandraum oder, wie damals, am küchentisch.
was ist von den ersten ideen, songs und vorstellungen am ende übrig geblieben, was ist letztlich davon tatsächlich auf dem aktuellen album gelandet?
katrin: einige wenige songs sind schon mehrere jahre alt und wurden zum teil recht stark verändert, andere waren erst kurz vorher entstanden. ich glaube, wir haben ursprünglich mit 14 songs gerechnet – 2 haben es nicht aufs album geschafft. sie sind aber nicht von der erdoberfläche verschwunden – sie brauchen nur noch ein wenig mehr reifezeit. der eine oder andere song hat mit neuen instrumenten, effekten, chören usw. durchaus auch mal einen neuen drall bekommen.
das klienicum: nachdem ich Euer album nun hören durfte, lasst mich ein paar ergänzende fragen stellen! vielleicht für die leser ein erster hinweis auf bzw. eine erläuterung des im booklet erwähnten trilli-o-graphen!?
katrin: der trilli-o-graph ist eine wunderbare erfindung. es ist, wenn man es so ausdrücken möchte, eine antenne, die einen irgendwohin steuert (also denavigiert) – ganz im gegensatz zu einem „herkömmlichen“ navigationsgerät. und das ist der witz: sich am ende an einem ort zu wähnen, den man nicht wirklich selbst bewusst gewählt hat, an dem es aber wunderschön sein kann. da steckt eine menge philosophie dahinter. und die gefällt uns.
das klienicum: zum anderen gibt es eine deutliche veränderung im sound, Ihr hattet es bereits erwähnt, ich finde: viel weiter, weniger gedungen, offenes feld, freier blick. schön, wie sich manches instrument anschleichen kann, um seinen platz zu finden. eine verdichtung ja, aber eben auch mit viel raumklang, liveatmosphäre. richtig?
eugen: richtig. martin hat sich sehr darum bemüht, die raumatmosphäre in tschechien einzufangen. gleichzeitig hat er den sound so geschickt aufgenommen, dass es ihm im nachhinein noch möglich war, die instrumente klanglich zu trennen.
das klienicum: wie schwer war es, die arrangements zu treffen, den (neuen, zusätzlichen) möglichkeiten aber letztlich nicht unendlich nachzugeben?
eugen: gar nicht so schwer. die arrangements standen ja größtenteils schon. ab und zu muss man allerdings schon aufpassen, dass der studio-gaul nicht mit einem durchgeht.
das klienicum: insgesamt scheint mir die schale rauher zu sein, der gesang, vor allem die männliche stimme kräftiger; die dringlichkeit einzelner songs betonter. trotzdem die melodieseligkeit nicht verloren ging, offeriert sich ein rhythmusorientierterer, „schwerlastigerer“ auftritt. war das ziel, mehr die dielen denn das parkett zu bearbeiten?
katrin: gut gesagt! ja, das ziel war, bei aller neigung zur melancholie, ein wenig mehr entscheidungskraft und optimismus zu transportieren, energischer zu sein. vielleicht auch selbstbewusster, eindeutiger. das schlägt sich nicht nur in der stimme, sondern auch im rhythmus nieder, ja. und aufs hochglanzparkett haben wir noch nie besonders gut gepasst…
das klienicum: tausend dank, Euch beiden, für die zeit und die ausführlichkeit! ich freue mich auf den 22.07. im feierwerk, wenn wir es krachen lassen!
(The Significance of) Denavigation
Ireland Gigs Aug 2011
by Anna-Lena Zintel
Release Show "Denavigation", München – Kranhalle, July 2011
by Anna-Lena Zintel
Band Portrait – "Denavigation", March 2011
by Anna-Lena Zintel
Gschwandt Summer 2011
by Anna-Lena Zintel
FireworkMag
How did you become involved in this crazy world of music?
It’s not that crazy – you pick up a guitar, start to play, and suddenly someone else, who knows the difference between C-Major and A-Minor joins in. A third random person would put a cigarette in your mouth, light it and say – welcome to the world of music.
Could you tell our readers about the band?
We all come from different musical backgrounds – punk, rock, hip hop, classic, folk…sitting around the kitchen table and jamming, after a while of playing and singing, smoking, something must have happened that united us even musically.
Where was it recorded and who produced the album?
Two weeks in the middle of nowhere of the czech republic. woods, hills and creeks – no cell phone, no internet. but you can get tiramusù at the local vietnamese grocery store. it was recorded by till ortner and produced by lutz pape. cigarettes are too cheap there.
What’s next for the band?
currently we’re finishing the recording of our second album. In summer we’ll go on an ireland tour in order to finally get out of bavaria. maybe stop smoking one day.
Ingelheim – Eurofolkfestival , June 2011
by Anna-Lena Zintel
Devil's Got A Piece of Us
Roll On Blues
We Don't Care
Boogeyman
Recordings for "Denavigation" – Chřibská (CZ), Aug 2011
by Anna-Lena Zintel
Recordings for "Open Space" – Chřibská (CZ), Aug 2009
by Anna-Lena Zintel
Band Portrait – "Open Space", Chřibská (CZ), Aug 2009